Agnietė Lisičkinaitė
Hands Up
Jeder Protest beginnt und endet mit dem Körper. Wo findet er seinen Platz in der Protestkultur unserer demokratischen Gesellschaft? Agnietė Lisičkinaitė begann damit, jeden Tag für 15 Minuten ihre Hände zu erheben, zwei Monate lang. Die litauische Choreografin bezeichnet ihre Aktion Hands Up als verkörperten Protest. Sie ist das Ergebnis einer künstlerischen Recherche, in der sich die Grenzen zwischen Kunst und Leben verwischen.
Lisičkinaitė lädt uns dazu ein, unsere Hände ebenfalls zu erheben: Die Arbeit der litauischen Choreografin besteht nicht nur aus der Performance, die im Theater stattfindet, sondern nimmt uns mit auf die öffentliche Bühne des Protests, nämlich auf die Straßen des Münchner Stadtteils Au-Haidhausen. Protestplakate sind genügend vorhanden, darauf Statements und Schlachtrufe ohne einheitliche Agenda, sich teilweise gegenseitig widersprechend, aber jedes für sich eine starke Ansage, eine verkörperte Haltung. Lisičkinaitė ist davon überzeugt, dass Tanz ein Werkzeug für sozialen Aktivismus sein kann, gesellschaftlichen Wandel anregt und dennoch Kunst bleibt. Mit „Hands Up“ stellt sie die Frage danach, welchen Charakter unser Protest in der Zukunft haben wird – Symbol der Freiheit oder der Aggression? Ein Aufruf, sich aktiv mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, dass das Politische nicht nur persönlich ist, sondern vor allem auch sehr physisch funktioniert.
Agnietė Lisičkinaitė reiht sich ein in die Gruppe junger politischer Choreograf*innen aus Litauen, die im Rahmen des Fokus Osteuropa mit ihren Arbeiten das HochX und den Münchner Stadtraum bespielen. Hands Up wird als Double Bill mit Hairy 3.0 bzw. The Art of Making Dances von Dovydas Strimaitis gezeigt.