Rabih Mroué
Elephant / You Should Have Seen Me Dancing Waltz (in Kooperation mit den Münchner Kammerspielen)
316 Bleistiftskizzen toter Körper. Sie prägen das berührende Duo Elephant, das Rabih Mroué zusammen mit den Tänzer*innen Jone San Martin und Ty Boomershine von Dance On entwickelte. Isolation und der Wunsch nach Zusammensein, Einsamkeit und Sehnsucht nach Nähe charakterisieren Elephant. Das zweite Stück des Abends, You should have seen me dancing Waltz, das Rabih Mroué mit dem Dance On Ensemble erarbeitete, zeigt, welche Auswirkungen die Nachrichten von Gewalt und Brutalität auf uns haben. Wie reagieren wir körperlich darauf? Dafür finden die Tänzer*innen sehr persönliche Worte und Bilder.
Dieser Abend präsentiert zwei Tanzstücke des libanesischen, in Berlin lebenden Künstlers, Schauspielers und Performers Rabih Mroué, die er für die und mit den herausragenden Tänzer*innen des Ensemble Dance On kreierte. Nach Water between Three Hands (2016) arbeiteten der international renommierte Künstler und die Kompanie zum zweiten Mal zusammen. In Elephant (2018) verwendet er – wie in vielen seiner Stücke – Dokumentarmaterial, um persönliche und kollektive Archive ineinanderzublenden. Hier sind es Bleistiftskizzen von liegenden Körpern - ruhen sich diese Menschen aus? Schlafen sie? Die verhaltene Stimmung weicht bald anderen Assoziationen, Bildern von Gewaltopfern oder Flüchtlingen, deren leblose Körper an den Strand gespült wurden. Ein Jahr lang stellte sich Rabih Mroué der Aufgabe, jeden Tag einen toten Körper zu skizzieren. Aus dieser Sammlung wurden 316 Bilder für Elephant ausgewählt, sie werden im Verlauf des Stücks an die Bühnenrückwand projiziert. Jone San Martin und Ty Boomershine setzten zusammen mit Mroué das Konzept in Bewegung um, Mattef Kuhlmey schrieb dafür die Musik.
Auch für das zweite Werk des Abends, You should have seen me dancing Waltz (2019), arbeitete Rabih Mroué eng mit den Tänzer*innen zusammen. Berichte von Tod und Zerstörung, entsetzliche Bilder, sobald man die Zeitung aufschlägt und die immer wiederkehren, was, wenn man sich nie daran gewöhnen würde? Die Tänzer*innen lesen die Zeitung, wir hören die Sätze, Bewegungen echoen, werden wiederum in Worte gefasst. Mit beiden Stücken wirft Rabih Mroué politische und moralische Fragen auf, transponiert sie in Raum, Sprechen und Tanz.